Astronomie: Wohl keine mögliche Spur von außerirdischem Leben entdeckt

Als die mögliche Entdeckung von Dimethylsulfid auf einem Exoplaneten vermeldet wurde, war die Aufregung groß. Nun meldet ein Forschungsteam Zweifel an.

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Großer blauer Planet vor kleinem roten Stern

Künstlerische Darstellung von K2-18 b

(Bild: NASA, CSA, ESA, J. Olmstead (STScI), N. Madhusudhan (Cambridge University))

Lesezeit: 3 Min.

Das Weltraumteleskop James Webb hat auf dem Exoplaneten K2-18 b wohl doch kein Dimethylsulfid und damit einen Hinweis auf mögliche Lebewesen gefunden. Das hat eine Forschungsgruppe der University of California, Riverside ermittelt und widerspricht damit ersten Ergebnissen, die einen sensationellen Fund zumindest nahegelegt haben. Wie das Forschungsteam jetzt erläutert, sind die gefundenen Signale wohl nicht auf Dimethylsulfid zurückzuführen und dürften ihren Ursprung in Methan haben. Unter den Gegebenheiten sei es für das hochmoderne Instrument nicht möglich, zwischen Dimethylsulfid (DMS, beziehungsweise C2H6S) und Methan zu unterscheiden. Prinzipiell sei solch ein Fund aber möglich – wenn auf einem Exoplaneten deutlich mehr DMS produziert wird, als auf der Erde.

Wie Studienleiter Shang-Min Tsai jetzt erläutert, waren die gefundenen Signale nicht sehr stark und "sind nur nach einer bestimmten Auswertung der Daten aufgetaucht". Deshalb habe man die neuerliche Analyse begonnen. Mit Computermodellen, die die physikalischen und chemischen Eigenschaften von DMS sowie eine Wasserstoff-reiche Atmosphäre einbezogen hätten, habe man die Daten simuliert. Dabei habe man zeigen können, dass das Weltraumteleskop unter diesen Umständen gar nicht zwischen Methan und DMS unterscheiden könne. Damit Dimethylsulfid in nachweisbaren Mengen vorkommt, müssten mögliche außerirdische Lebewesen 20 Mal mehr produzieren, als auf der Erde.

Dass angeblich Spuren von Dimethylsulfid bei K2-18 b gefunden wurden, war im Herbst erklärt worden. Auf der Erde wird die Verbindung nur von Lebewesen produziert und sorgt etwa für den typischen Geruch des Meeres. Die angebliche Entdeckung hatte womöglich sogar zu Spekulationen geführt, ddasss mit dem Weltraumteleskop Beweise für außerirdisches Leben gefunden wurden. Das hat die NASA zwar dementiert, aber zumindest nicht vollumfänglich. Die jetzt in den Astrophysical Journal Letters veröffentlichte Arbeit der Forschungsgruppe aus Kalifornien verstärkt nun die Zweifel, dass bei dem Exoplaneten tatsächlich solch eine solch bahnbrechende Entdeckung gelungen ist.

K2-18 b ist der erste Exoplanet in der habitablen Zone eines Sterns, bei dem Wasser nachgewiesen wurde. Das kann dort also prinzipiell in flüssigem Zustand vorkommen. Diese Entdeckung wurde 2019 publik. Seitdem steht der Exoplanet im Fokus und es verdichten sich die Hinweise, dass es sich um eine riesige Wasserwelt handelt, in deren gigantischem Ozean mikrobiologisches Leben entstehen könnte. Das würde heißen, dass wir uns bei der Suche nach außerirdischem Leben auf die falschen – weil zu erdähnlichen – Exoplaneten konzentriert haben. "Hyzänische" Planeten wie K2-18 b – von den englischen Begriffen für Wasserstoff ("hydrogen") und ("ocean") – können viel größer und trotzdem lebensfreundlich sein. K2-18 b etwa kommt auf fast neun Erdmassen.

(mho)