Kritik an Apple: Früherer App-Store-Chef hat noch eine Rechnung offen

Das App Store Review steht ob seiner mitunter unpopulären Entscheidungen immer wieder mal in der Kritik. Doch jetzt gibt es Schelte von einem früheren Manager.

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(Bild: BigTunaOnline / Shutterstock)

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Schwammige Regeln, fehlende Automatisierung und obendrein sei Google viel besser unterwegs – der frühere leitende Direktor des App Store Review bei Apple, Philipp Shoemaker, lässt in einem Interview kein gutes Haar an seiner früheren Wirkungsstätte. Im Mittelpunkt seines Zorns steht aber ein Apple-Veteran: Phil Schiller, früher weltweiter Marketingchef des iPhone-Herstellers, und heute als Apple Fellow immer noch zuständig für den App Store.

Im Gespräch mit Mobilegamer.biz, einem Onlinebranchenmagazin über Spiele für Mobilgeräte, rät Shoemaker Apple dazu, den Überprüfungsprozess für neue App und Updates mit Künstlicher Intelligenz (KI) zu verbessern. 80 Prozent der Arbeit, die das Prüfteam Apples heute leiste, könne damit erledigt werden, behauptet er. Verhindert werde das angeblich nur von Schiller, der darauf beharre, dass jede App von einem Menschen in Augenschein genommen werden muss. Dies gehe möglicherweise noch auf die Zeit von Steve Jobs zurück, der stets darauf gedrängt habe. Im Unterschied zu Schiller seien andere Senior Vice Presidents wie Eddy Cue und Greg Joswiak einer Veränderung gegenüber aufgeschlossener.

Shoemaker arbeitete etwas mehr als sieben Jahre bei Apple. In seiner Zeit von 2009 bis 2016 baute er das App Review Team auf, das mit vier Mitarbeitern begann und bei seinem Ausscheiden 300 Personen zählte. In dieser Pionierzeit musste Shoemaker auch Strategien entwickeln, um mit dem starken Wachstum des App Stores Schritt zu halten. Entwickler beschwerten sich seinerzeit über tagelange Wartezeiten, um selbst kleine Fehlerbehebungen als Updates in den App Store zu bekommen. Unter Shoemakers Regie wurden auch die ersten Regeln geschrieben, die bis zum heutigen Tag immer wieder für kontroverse Diskussionen in Entwicklerkreisen sorgen. Neben diversen Beraterprojekten ist Shoemaker seit Ende 2018 Chef von Identity.com, einem Dienst, der sich digitalen Identifikationsmethoden im Web3 verschrieben hat.

Angesprochen auf Ablehnungen mobiler Spiele und der laut Kritikern vagen Richtlinien Apples für die Einreichung im App Store, sagt Shoemaker, dass eigentlich geplant gewesen sei, die Regeln mit der Zeit zu konkretisieren. Anfangs habe man sie bewusst vage gehalten, um noch größere Veränderungen vornehmen zu können. Stattdessen seien nach seinem Ausscheiden die Grauzonen eher noch größer geworden. Shoemaker kritisiert auch die Preispolitik Apples mit dem Erheben einer 30-prozentigen Abgabe auf In-App-Käufe.

Besonders augenfällig ist allerdings Shoemakers Groll auf Phil Schiller, den er als persönlich beleidigend und rückwärtsgewandt charakterisiert. Der bekannte Apple-Blogger John Gruber gibt zu bedenken, dass in den Gerichtsunterlagen der Auseinandersetzung Apples mit Epic alte E-Mails von Schiller zu finden sind, in denen er Apples Preismodell für die Entwickler-Abgabe frühzeitig infrage stellte, was Shoemakers Darstellung in Teilen widerspricht. Gruber gibt auch zu bedenken, dass Apple erklärtermaßen seine Prozesse im App Review teilautomatisiert habe und im Vergleich zu Google weniger Probleme mit Malware habe. Erst im Mai legte Apple Zahlen zu abgewehrten Betrugs-Apps vor. Apple selbst äußerte sich bislang nicht zu Shoemakers Äußerungen.

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(mki)