"Schock" bei der NASA: Kollision von Satelliten knapper ausgeblieben als gedacht

Ende Februar sind zwei manövrierunfähige Satelliten nur knapp an einer Kollision vorbeigerast. Wie nahe sie sich dabei gekommen sind, wurde erst später erkannt.

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Satellit mit großen Sonnenkollektoren über der Erde

Künstlerische Darstellung von TIMED

(Bild: Johns Hopkins APL/Steve Gribben)

Lesezeit: 3 Min.

Eine Beinah-Kollision zweier Satelliten ist Ende Februar noch deutlich knapper ausgeblieben als bislang gedacht. War man anfangs noch davon ausgegangen, dass sich der inaktive russische Spionagesatellit Kosmos und der US-Erdbeobachtungssatellit TIMED um etwa 20 Meter verfehlt haben, waren es laut neuer Analysen weniger als 10 Meter. Das berichtet das Onlinemagazin Space unter Berufung auf Pam Melroy von der NASA. Auf einem Weltraumkongress habe sie dort schon vor einigen Tagen erklärt, dass der Befund alle bei der US-Weltraumagentur große Angst eingejagt habe: "Das war wirklich ein Schock – für mich persönlich und alle anderen bei der NASA." Eine Kollision hätte katastrophale Folgen haben können.

Dass die beiden Satelliten auf einen Beinahezusammenstoß zurasen, hat die NASA wenige Stunden vorher am 28. Februar publik gemacht. Damals war die NASA davon ausgegangen, dass sich beide verfehlen, eine Kollision aber signifikante Mengen an Trümmern generieren würde. Außerdem hätte ein Zusammenstoß das Ende der Mission von TIMED bedeutet, die der Erforschung der Erdatmosphäre gewidmet ist. Noch am 28. Februar hat die US-Weltraumagentur mitgeteilt, dass sich beide Satelliten verfehlt haben und sich auf ihren Orbits auf absehbare Zeit nicht mehr so nahe kommen würden. Wie knapp das wirklich war, wurde dann aber erst später klar.

Weil beide Satelliten von der Erde aus nicht mehr gesteuert werden können, mussten die Verantwortlichen auf der Erde tatenlos zusehen und abwarten. Wären sie kollidiert, hätte sich eine erhebliche Trümmerwolke aus Fragmenten unterschiedlichster Größe gebildet, die mit Zehntausenden Kilometern pro Stunde um die Erde rasen. Die hätten dann nur darauf gewartet, "ein Loch in ein anderes Raumfahrzeug zu schlagen, wodurch potenziell auch Menschen in Gefahr hätten geraten können", zitiert Space Melroy weiter.

Mit der wachsenden Zahl von Satelliten in der Erdumlaufbahn wächst auch das Risiko solcher Beinah-Kollisionen. Schon eine einzige davon könnte reichen, eine Kettenreaktion in Gang zu setzen, bei der die Trümmer anschließend ganze Satellitenbahnen regelrecht leer fegen. Auch deshalb wird immer wieder vor den Gefahren durch Weltraumschrott gewarnt, also inaktiven und nicht mehr manövrierfähigen Objekten im Orbit. Besonders laut kritisiert wird aber auch die Praxis, Satelliten aus Testzwecken im All zu zerstören, wodurch ebenfalls solche Trümmerwolken entstehen. Zuletzt solch ein Test durch Russland sogar die Internationale Raumstation ISS in Gefahr gebracht. Weil sich zumindest diese Trümmerwolken vermeiden lassen, wird der Ruf nach dem Ende solcher Tests immer lauter.

(mho)